etwas zum Nachdenken und zum Schluß ein "guter" Rat von
Johannes Madeja -
BVB Freie Wähler
Na, das weiß doch jedes Kind: Bäume darf man nur im Winter fällen,
also von November bis Februar. Geschützte Bäume darf man gar nicht
fällen - es sei denn, daß es dafür triftige Gründe gibt und man
deshalb eine Ausnahmegenehmigung hat. Was ein geschützter Baum ist
- auch das ist vielen schon bekannt und jeder kann es in der
kreislichen Baumschutzverordnung lesen. Das muß man aber nicht.
Jeder große alte Baum ist für die Natur, unsere Umwelt, wertvoll
und deshalb schützenswert und da sollte man großzügig sein, auch
wenn die Baumschutzverordnung das manchmal ziemlich eng,
zentimetergenau sieht.
Großzügig sein heißt hier: Stehenlassen, auch wenn der Baum
vielleicht noch nicht die "Schutzmaße" hat.
Je größer und dicker und älter so ein Baum ist desto
schützenswerter und schutzbedürftiger ist er. Das ist wie bei uns
Menschen auch. Aber ein großer alter Baum leistet für uns wichtige
Arbeit. Er verdunstet eine Menge Wasser, sorgt damit für ein gutes
Mikroklima, schluckt viel Kohlendioxid und produziert entsprechend
viel Sauerstoff. Er ist Heimat für tausende nützlicher Lebewesen -
wir sehen davon meistens nur die Singvögel - und er schmückt die
Landschaft. Im Herbst, wenn die Blätter fallen, ernten wir die im
Sommer produzierte Biomasse und der Kompost, den wir daraus
gewinnen, ist gut für unseren Garten. Als Gegenleistung, Lohn für
seine Arbeit, verlangt so ein Baum nicht viel. Ein paar Eimer
Wasser bei großer Trockenheit und ein wenig Pflegeschnitt, der ihn
von überflüssigem Wildwuchs und trockenen Ästen befreit - das
war's schon!
Trotzdem - manchmal stört so ein alter Baum. Wenn er zu alt und
krank ist und umzukippen droht - dann wird er zur Gefahr und muß
entsorgt werden, damit wir uns seinetwegen keine Sorgen mehr
machen müssen. Bei alten Menschen ist das manchmal nicht viel
anders, aber wir drücken das anders aus. Wir entsorgen sie vorerst
in eine Seniorenresidenz (Rentnercontainer), denn sie leisten ja
nichts mehr, brauchen viel Pflege und sind sonst nutzlos - ganz im
Gegensatz zu einem alten Baum!
Die Barnimer Baumschutzverordnung gilt natürlich für alle Barnimer
ohne Ansehen der Person, denn vor dem Gesetz sind ja alle gleich!
Ist das wirklich so? Sehen wir mal genauer hin! Zunächst gibt es -
nicht nur im Barnim - ein paar Vorzeige-Baumschützer. Wir können
sie regelmäßig auf großen Bildern in der Zeitung sehen, bewaffnet
mit nagelneuen Spaten und Gießkannen, durchaus
öffentlichkeitswirksam einen Baum pflanzen - der Landrat, sein
"Vize", Bürgermeister und Amtsdirektoren und Dezernenten, Zoo- und
Sparkassendirektor und Geschäftsführer und Direktoren von
kreisbekannten Firmen und gelegentlich auch ein Professor der
Fachhochschule, gewissermaßen Baumschutzoffiziere.
Wenn es nun darum geht Bäume zu fällen - das ist ja nicht so
werbewirksam! - dann sind die Offiziere nicht zu sehen. Wir wissen
aber, daß jährlich wesentlich mehr Bäume gefällt als nachgepflanzt
werden. Da scheint die Baumschutzverordnung nicht so richtig zu
funktionieren, aber die Landesregierung macht es ja mit dem nicht
erfüllten Alleenschutzprogramm vor (MOZ vom 31.07.2015) Das kann
also nicht so falsch sein!
Wie ist das nun bei Fällungen mit den triftigen Gründen und den
Ausnahmegenehmigungen? Da gibt es bei uns eine
Zweiklassengesellschaft. Wenn ein Normalbürger - gewissermaßen
Baumschutzsoldat - einen Baum fällen will, dann trifft ihn die
Baumschutzverordnung mit aller Härte. Sein Antrag - ohne Antrag
geht gar nichts! - wird gründlich geprüft und bearbeitet, was in
erster Linie bedeutet, daß genau ausgerechnet wird, wieviel Geld
er bezahlen muß, auch für die neuen Bäume, die er zu pflanzen hat!
Natürlich muß er für die Fällung triftige Gründe finden und
nennen. Und jeder Grund kostet, besonders wenn man den Baum erst
im März (Nistzeit"!) fällen will oder wenn er als besonders
wertvoll gilt. Wenn der Antragsteller nicht nachpflanzen will
(oder kann), dann kostet das extra! Sinn der Prüfung ist es
nämlich nicht, möglichst viele Bäume zu erhalten, sondern für
Fällgenehmigungen möglichst viel Geld einzunehmen. Die zu zahlende
Summe ist das Ergebnis sog. pflichtgemäßen Ermessens und jeder,
der schon Erfahrungen mit der Behörde hat, weiß, was darunter zu
verstehen ist. Natürlich wird die Behörde, Schreibstube der
Offiziere - sie nennt sich im Barnim untere Naturschutzbehörde -
hier heftig protestieren, was ihr aber nicht hilft.
Wenn ein "Offizier" einen Baum - oder auch viele Bäume - fällen
will, weil sie ihn stören, aus welchen Gründen auch immer, dann
darf er auch gesunde alte Bäume fällen, die eigentlich geschützt
sind, sogar im Frühling, Sommer oder Herbst. Die Schreibstube
liefert ihm diensteifrig die triftigen Gründe. Dazu gehören z.B.,
daß der Baum das für ihn vorgegebene Lebensalter erreicht hat und
deshalb nicht mehr unter die Baumschutzverordnung fällt, daß er
schon zu viele trockene Äste hat, die ja herunterfallen könnten
(Gefahr!), daß er schon hohl ist, vom Pilz befallen und
umzustürzen droht (große Gefahr!) oder daß er mit seinen Wurzeln
das Pflaster anhebt, was er wegen der Verkehrssicherungspflicht
(ganz große Gefahr!) gar nicht darf. Dabei kommt es nicht darauf
an, ob die Gründe wirklich zutreffen. Wenn ein Bürger Zweifel
anmeldet, dann kann man solche Zweifel natürlich ignorieren, das
ist der Normalfall. Wenn einer aber richtig lästig wird und sich
gar schriftlich beschwert, dann wird er mit dem Gutachten eines
gekauften Baumsachverständigen ruhiggestellt, denn der
Sachverständige, der ja vom Schreibbüro (also unseren Steuern)
bezahlt wird, gutachtet natürlich so wie er soll. Das Ergebnis ist
so klar wie selbstverständlich. Auch gesunde alte Bäume fallen so
der Kettensäge zum Opfer, sogar in der besten Brutzeit und es
kostet keinen Cent! Ob und wieviel Bäume neu gepflanzt werden -
das muß nicht kontrolliert werden, denn so ein hoher
Baumschutzoffizier wie ein Bürgermeister darf sich natürlich
selbst kontrollieren. Bürger hüte dich davor, hier anmaßend zu
sein und etwa zu fordern, daß der Bürgermeister fremdkontrolliert
wird!
Hier zum Abschluß jetzt eine kleine Chronologie des Baumschutzes
im Barnim - ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die Liste darf
durch weitere Beispiele ergänzt werden:
April/ Mai 2015: 80 vitale hundertjährige Linden an einer
Pflasterstraße in Klosterfelde müssen fallen, weil sie zu der
neuen Asphaltstraße nicht passen (die Nisthöhlen
wurden vorher verschlossen - von wegen Artenschutz und so!). Die
Anwohner wurden nicht gefragt.
April 2015: 2 hundertjährige, gesunde und kräftige
Spitzahornbäume in Finowfurt werden in einer Nacht-und Nebelaktion
beseitigt. Sie waren angeblich krank.
Mai 2015: Der Landrat, ein leibhaftiger Minister, zwei
Landtagsabgeordnete und weitere Honoratioren pflanzen den Baum des
Jahres - einen Feldahorn.
Sept. 2015: Über Nacht ist eine große Kastanie, die vor dem
Gebäude der ehemaligen Stadtverwaltung in Finow stand,
verschwunden. Die Bürger beschweren sich, auch in der Zeitung, aber
das hat keine Bedeutung!
Sept. 2015: 18 hundertjährige vitale Spitzahornbäume fallen
in der Walzwerkstraße in Finowfurt. Dort soll eine Asphaltstraße
gebaut werden.
Okt. 2015: Anläßlich des Herbstputzes im Zoo (Bock auf
Zoo!) pflanzt der Zoodirektor mit zwei Vereinsvorsitzenden, die
den Herbstputz angeregt und unterstützt
haben, 2 ( zwei) Wildapfelbäume.
Guter Rat zum Schluß:
Wer einen schönen alten Baum erhalten will -
gegen den erklärten Willen der Behörden - der steige da rauf und
übernachte da oben vorzugsweise angeschnallt und angekettet.
Solcher Widerstand ist rechtens, das hat jetzt ein hohes Gericht
zu einem Fall in Baden-Württemberg (Stuttgart 21) entschieden. Da
es aber nur wenige Menschen gibt, denen Bäume so wichtig sind,
wird das Grün im Barnim weiter abnehmen. Die Trauerweide in
Lichterfelde wird fallen. Mit einer Umkehr der Politik, Einkehr
ökologischer Vernunft, ist wohl erst zu rechnen, wenn unsere
Städte und Dörfer so trostlos aussehen, daß da niemand mehr wohnen
will und wenn der Sauerstoff in der Luft, den die Bäume ja
produzieren, meßbar abgenommen hat und dafür das Kohlendioxid
deutlich angestiegen ist. Für Bürger im höheren Lebensalter, zu
denen ich schon gehöre, wird der Sauerstoff noch ein paar Jahre
ausreichen und gegen etwas mehr Wärme - dank CO2 - hat ein älterer
Mensch meistens nichts einzuwenden. Noch haben wir bei uns nicht
so "dicke Luft" wie die Bürger in Athen oder Peking! Also
Baumschutzoffiziere und Träger der Auszeichnung "goldene
Kettensäge": Was scheren Euch Straßengrün und schöne Bäume - die
machen doch nur Arbeit und dafür habt ihr kein Geld! Was kümmert
euch der Klimawandel? Nicht global denken und lokal falsch handeln
- das ist doch eure Devise!
Macht weiter so wie bisher! Bäume sind
nicht so wichtig!
Recherchieren Sie den Zusammenhang zu G5
AntwortenLöschenBäume sind auf jeden Fall ein zu schützendes Gut. Am Hotel Kastelruth Seiser Alm habe ich auch viele Schöne gesehen.
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