Letzten Donnerstag habe ich mich auf den Weg nach Bernau
gemacht, um an der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung teilzunehmen. So an
die hundert Gäste waren anwesend. Insbesondere die Bürgerinitiative, die gegen
die unsäglichen Altanschließerbeitragsforderungen sich wehrt und Initiator des
Abwahlantrages gegen den Bürgermeister und Verbandsvorsteher ist.
Wer die Blogbeiträge regelmäßig liest, wird mitbekommen
haben, dass ich mit dem, was sich in unserer Gemeindevertretung inhaltlich und
organisatorisch abspielt, unzufrieden bin. Das ist jedenfalls meine Erkenntnis
nach Besuch der GV-Sitzungen in den letzten 2 Jahren.
Was ist in der Stadtverordnetenversammlung anders?
Dort wird deutlich, wer in der Sitzung das Sagen hat! Das
ist nicht der Bürgermeister, wie hier in Ahrensfelde, sondern das sind die
gewählten Stadtverordneten mit der Vorsitzenden an der Spitze. Der Bernauer Bürgermeister
ist der einzige aus der Verwaltung, der sich neben der Vorsteherin in der Runde
der Abgeordneten platzieren darf. Fragen, die dieser nicht beantworten kann
oder will, gibt er an die abseits sitzenden Verwaltungsmitglieder weiter, die
dann Rede und Antwort zu stehen haben. Hier in Ahrensfelde wird die Verwaltung
rechts und links vom Vorsitzenden platziert und dominiert die Sitzung. Nicht
selten ergreift der Bürgermeister in seiner Funktion als der Vorsteher der
Verwaltung unaufgefordert das Wort. Da der Bürgermeister gleichzeitig auch
Mitglied der GV ist, sind Interessenkonflikte vorprogrammiert. Hier sollte die
strikte Trennung von Politik und Verwaltung her!
Die Stadtverordneten verstehen sich als Souverän in der
Abarbeitung der Themen. Es kommt hier zu echten Debatten, zu echten
Auseinandersetzungen um Inhalte, an der sich in der Regel wohl alle Fraktionen
beteiligen. Man hat nicht den Eindruck von den Stadtverordneten, dass sich
diese nur als "Abnicker und Durchwinker "von Beschlussvorlagen der Verwaltung verstehen. Hier
wird hart und mit Sachverstand um Positionen und Kompromisse gerungen. In
Ahrensfelde sieht das anders aus. Die in der Regel nur von der Verwaltung
eingebrachten Beschlussvorlagen werden nach „Einführung“ durch die Verwaltung
meist ohne Debatte abgenickt und durchgewunken. Oft hat man von den Gemeindevertretern den
Eindruck fehlender fachlicher Kompetenz und Vorbereitung, sogar den Eindruck
von Hörigkeit gegenüber dem Bürgermeister und seiner grauen Eminenz, Frau
Schaaf. Mir fehlt hier das Zusammengehörigkeitsgefühl interessengleicher
Gemeindevertreter. Genau das schwächt deren Position. Wegen der fehlenden
Fraktionsbildung/des Fraktionszusammenhalts haben der Bürgermeister und seine
Seilschaften leider leichtes Spiel Fragwürdiges durchzusetzen.
Schon die Tagesordnungen verraten, wer in den Sitzungen das
Sagen hat. Beginnt in Ahrensfelde jede Sitzung mit dem Bericht des Bürgermeisters,
steht dieser Bericht und der der Verwaltung in Bernau am Ende des öffentlichen
Teils. Ja, hier lassen sich die Stadtverordneten nicht ewig lange vom
Bürgermeister vollsäuseln, wie eben in Ahrensfelde. In Bernau beginnen die
Sitzungen durch die Fraktionen/Fraktionsmitteilungen. Und wenn dann in Bernau die
vielen nachfolgenden Fraktionsempfehlungen/Anträge zur Gestaltung/Entwicklung
der Stadt folgen, dann vermisst man diese in Ahrensfelde fast völlig. Als gäbe
es aus den Wahlprogrammen der unterschiedlichen politischen Strömungen kein
Umsetzungsbedarf.
Ich denke, bei dem was anerkannt positiv durch die
Gemeindevertretung in der laufenden Legislaturperiode geleistet worden ist, ist
in der nächsten Wahlperiode in der Gemeindevertretung Änderungsbedarf, organisatorisch
und inhaltlich angesagt. Dafür braucht es vieler neuer „Köpfe“. Der Wähler hat
es in der Hand, dafür Sorge zu tragen!
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