Dienstag, 13. September 2016

"Wer die Schweinezucht mitten im Dorf genehmigt hat, der muss mal im Sommer nach Radekow kommen."

Red. Uckermark, schwedt-red@moz.de

Den Leuten stinkt's

Radekow (MOZ) Die Leidenschaft von Marcus Bielke sind Sattelschweine. Er züchtet sie mitten in Radekow. Seine Wirtschaft ist von Wohnhäusern umgeben. Die Tiere sind ständig unter freiem Himmel. Das Schweinefutter lockt Ratten an. Das stinkt den Nachbarn gewaltig.
 

Prächtige Sau: Marcus Bielke aus Radekow züchtet Sattelschweine. Das stinkt den Nachbarn gewaltig. Wie sie sagen, können sie wegen der Gerüche von Jauche und Silage kaum die Fenster öffnen.

© MOZ/Oliver Voigt
Vor zwei Jahren hat Marcus Bielke mit seiner Schweinezucht angefangen. Er hat sich einer robusten Freilandrasse verschrieben, den Sattelschweinen. Sie sind das ganze Jahr draußen. Das ist genau Bielkes Philosophie von Tierhaltung. Auf seinem Grundstück mitten im Dorf hält er die Schweine und macht dort auch die Silage fürs Futter. Die Kritik aus dem Dorf bezeichnet er als Missgunst.
Doch seit seiner Schweinezucht stellen die Nachbarn fest: "Unsere Lebensqualität hat sich sehr verschlechtert." Sie könnten ihre Häuser nur lüften, wenn der Wind günstig stehe. Im Sommer auf der Terrasse zu sitzen sei wegen des Gestanks unmöglich. Eine Nachbarin wohnt seit acht Jahren in Radekow. Sie hat sich ein altes Haus ausgebaut und alles schick hergerichtet. "Ich will keine Probleme machen", sagt sie, "aber das mit den Schweinen ist nicht normal. Seit die Schweine da sind, haben wir hier Ratten. Meine vielen Briefe ans Amt Gartz sind ungehört geblieben."

Wie bei ihr, so hat sich auch bei Familie Radloff ein dicker Hefter mit Schriftverkehr an die Behörden angesammelt. "Der Gestank ist das Schlimmste", seufzt Sandra Radloff. "Und dann die Ratten und Fliegen." Im vergangenen Jahr haben sich Schweine durch den Zaun gegraben und auf Radloffs Grundstück den Garten umgewühlt. Sandra Radloff zeigt Fotos davon. Auf dem Schaden von rund 2000 Euro seien sie sitzen geblieben.
Rudi Mielke wohnt genau auf der anderen Straßenseite. Er ist ein hochbetagter Mann. Doch wenn das Gespräch auf die Geruchsbelästigung kommt, erregt ihn das: "Wer die Schweinezucht mitten im Dorf genehmigt hat, der muss mal im Sommer nach Radekow kommen." Bei einem Besuch im Dorf am Donnerstagabend kann man eigentlich fast nichts riechen. Aber es ist ja auch ein kalter Frühlingstag.
"Im Sommer ist es nicht auszuhalten", schimpft Renate Radke. "Wo bleibt denn die Jauche? Sickert die ins Grundwasser? Wir haben mal 90 Schweine gezählt. Wenn so viele Tiere auf einem Stück Land gehalten werden, das erholt sich doch gar nicht." Man halte im Dorf ja generell Viehzeug, aber das mit der Freilandzucht nahe der Wohnbebauung sei zu viel.
Der Ortsbeirat von Radekow hat sich mit dem Problem befasst und einen Flächenaustausch vorgeschlagen, bei dem die Schweinezucht aus dem Wohngebiet zieht. "Die Idee ist nicht schlecht", sagt Marcus Bielke auf Nachfrage der Märkischen Oderzeitung. "Aber die Flächen sind doch schon alle vergeben. Außerdem muss man am Ortsrand noch mehr Auflagen erfüllen."
Die dauernden Beschwerden der Anwohner gehen Marcus Bielke nahe. Er findet die Kritik nicht gerechtfertigt. "Es ist wohl die generelle Abneigung der Leute, dass Schweine draußen laufen. Ich erfülle schon so viele Auflagen." Zurzeit hält er 35 Schweine.
Wie sich herausstellt, ist aber die Genehmigung zur Freilandhaltung abgelaufen. Einen Antrag auf Verlängerung hat Marcus Bielke nicht gestellt. Anfang April hat es eine Kontrolle durch das Veterinäramt des Landkreises, das Landesumweltamt und das Ordnungsamt Gartz gegeben. Rückblickend sagt Amtsdirektor Frank Gotzmann: "2015 waren die Kontrollen immer unauffällig."
Doch Amtstierarzt Achim Wendlandt schätzt ein: "Wir haben Herrn Bielke aufgefordert, seine Tiere aufzustallen. Das geht in der dortigen Halle nur vor-übergehend. Im Sommer akzeptieren wir das nicht." Die Kontrolleure bemängelten außerdem die Umzäunung und die Dungliegen und machten angesichts der afrikanischen Schweinepest auf deutlich schärfere Bestimmungen aufmerksam. Die Schweinepest sei schon in Polen angekommen. Freilandhaltung werde das Veterinäramt künftig nicht mehr genehmigen.
Wie der Amtstierarzt am Freitag sagte, hatte Marcus Bielke bis 15. April Zeit zu signalisieren, wie es mit seiner Schweinezucht weiter gehe soll. "Wir haben ihm die Trennung von der Schweinehaltung empfohlen."

Kommentar:

Könnte nicht für Radekow auch Mehrow stehen?
Aus dem Beitrag: "Die dauernden Beschwerden der Anwohner gehen Marcus Bielke nahe." Herrn Rahlf in Mehrow auch?

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