Wie jetzt bekannt wurde, plant der Bernauer
Bürgermeister Stahl (Die Linke)) in einer Vorlage für die
Stadtverordnetenversammlung die Verkleinerung der Aufsichtsräte in
bestimmten städtischen Gesellschaften.
Ziel dieser Verkleinerung ist
es, die demokratische Opposition aus den Aufsichtsräten fliegen zu
lassen. So ist vorgesehen, die Sitzzahl in der Bernauer
Stadtmarketinggesellschaft und der Stadtentwicklungsgesellschaft
genau auf die Sitzzahl zu verkleinern, die sicherstellen würde, dass
die Unabhängige Fraktion keinen Sitz mehr erhält. Die Größe soll
von 11 auf 5 gesenkt werden, sodass nach dem Hare-Niemeyer-Verfahren
nur noch die größeren Fraktionen Zugriff hätten. Auch die Fraktion
Grüne/Piraten würde somit ihren Sitz verlieren.
Dies ist ein in der Brandenburger
Demokratiegeschichte einmaliger Vorgang. In der laufenden Wahlperiode
wird die Besetzung der Aufsichtsräte so geändert, dass kritische,
auf Kontrolle ausgerichtete Fraktionen ihre Aufsichtssitze verlieren.
Dabei muss gerade ein Aufsichtsrat einer städtischen Gesellschaft so
verfasst sein, dass die unterschiedlichen politischen Strömungen –
wie in Ausschüssen auch – repräsentiert sind. Nur so werden
Transparenz und politische Vielfalt sichergestellt. Seit Jahren
arbeiten die Aufsichtsräte mit der bisherigen Größe – einen
Anlass, die Arbeitsfähigkeit in Zweifel zu ziehen, gab es bisher
nicht und wurde auch von niemandem behauptet.
Erst vor wenigen Wochen kritisierte
Aufsichtsratsmitglied Péter Vida die mangelnde Eigenkapitaldecke der
Bernauer Stadtmarketinggesellschaft. Vida forderte in der
Aufsichtsratssitzung von der Geschäftsführung und den
Aufsichtsratskollegen, Anstrengungen und Überlegungen zu
unternehmen, wie die Gesellschaft 7 Jahre nach ihrer Gründung sich
langsam unabhängig von öffentlichen Zuwendungen machen kann, um
selbst auf stabilen Beinen zu stehen. Schon in der betreffenden
Aufsichtsratssitzung wurde dieses Ansinnen von den Linken harsch
zurückgewiesen.
Nun kommt also die demokratiewidrige Quittung:
Unliebsame, Kontrollrechte wahrnehmende Aufsichtsräte werden einfach
rausgekegelt, indem man den Aufsichtsrat künstlich verkleinert.
Besonders brisant wird es, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die
Aufsichtsräte für die Dauer der Wahlperiode gewählt werden –
eine Verkleinerung in der Mitte der Wahlperiode ist beispiellos.
Dasselbe gilt für den Aufsichtsrat der
Stadtentwicklungsgesellschaft, bei der es immer wieder um bedeutsame
Grundstücksvergaben geht. Dortiger Geschäftsführer ist Thomas Rebs
(Die Linke). Hier soll der von den Unabhängigen entsandte und für
seinen kritischen Kopf bekannte Jürgen Wilke nun seinen Sitz
verlieren.
Die Unabhängigen werden alles unternehmen, um
diesem weiteren Versuch der Ausschaltung und Behinderung politischer
Minderheiten entgegenzutreten. Dabei hoffen wir auf die Unterstützung
aller demokratischen Kräfte.
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