Freitag, 21. März 2014

Wann ist ein Dorf ein Dorf? - Mehrows Schweine sorgen für dicke Luft

Quelle RBB Rundfunk Berlin ... von dieser Woche

Wie viel Schwein darf es sein? Darüber tobt im 500-Seelen-Ort Mehrow bei Ahrensfelde seit Monaten ein erbitterter Streit. Ein Unternehmer hält Schweine für Kunden vor allem aus Berlin. Doch bei einem Teil der Dorfbewohner kommt das gar nicht gut an. Ihnen stinkt es mit der Landwirtschaft sprichwörtlich zum Himmel.

Eher zufällig ist Torsten Rahlf vor einigen Jahren unter die Landwirte gegangen. Alles fing klein auf der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung "Brala" an. "Da hatten sie drei Sattelschweine und ich hab mir gesagt: Die holen wir uns", sagt der 50-Jährige.

Ausreichend Land hatte der Unternehmer aus Mehrow bereits und so dauerte es nicht lange, da kamen die ersten Ferkel. Anfangs wollte Torsten Rahlf nur die Familie mit der eigenen Wurst und dem Fleisch versorgen. Doch das Interesse an Haxn und Gehacktem stieg beständig, zumal Rahlf selber schlachtet. Und so verkauft er mittlerweile das Fleisch und die Wurst im eigenen Hofladen, der bereits am frühen Morgen von Berlinern gut besucht wird.

"Der Gestank im Sommer ist gigantisch"
Heute hat der Landwirt 200 Schweine, 20 Rinder, etwa 500 Hühner – und ein dickes Problem. Denn für einige Dorfbewohner ist das zu viel der Landwirtschaft. Besonders die Schweinehaltung im ehemaligen LPG-Stall im Mehrower Dorfzentrum ist den Nachbarn ein Dorn im Auge. "Der Gestank im Sommer ist gigantisch", sagt Ines Eisold, die den Geruch leid ist. "Auch bei den Zuchtsauen, wo es keine mechanische Entlüftung gibt, sondern wo er nur die Tore aufmacht."
Das Problem für ein halbes Dutzend Einwohner von Mehrow: Auf dem Stallgelände im Krummenseer Weg sollten eigentlich Wohnhäuser entstehen. Die Gemeinde hat einen entsprechenden Flächennutzungsplan auf den Weg gebracht. Auch Ines Eisold baute direkt gegenüber vom Stall ein Haus mit dem Ziel, es anschließend zu verkaufen. Jetzt aber wird sie es nicht los: "Die Kunden, die da waren, würden das Haus sofort kaufen, aber nicht wenn es neben der Schweinemastanlage steht. Die Leute sollen im Garten sitzen und ein Stück Erdbeertorte essen - das geht nicht, wenn die Schweine stinken", klagt Ines Eisold.
Kritiker sehen Umwelt in Gefahr
Andere Mehrower Bürger protestieren in einem Internetblog gegen den Landwirt. Ein Vorwurf: illegale Machenschaften. Torsten Rahlf räumt ein, zu Beginn keine Erlaubnis für die Unterbringung der Schweine gehabt zu haben. "Ehrlich gesagt, ich habe nicht damit gerechnet, dass wir hier nicht die Schweine halten dürfen. Es ist aber passiert. Wir haben die Umnutzung beantragt", sagt der Landwirt.  Anfang des Jahres kam die nachträgliche Genehmigung durch den zuständigen Landkreis Barnim.
Die Stallanlagen im Ortszentrum grenzen an ein Biotop - für die Gegner der Viehhaltung ein weiteres Problem. Durch die Freilandhaltung würde der Kot in die Erde gelangen und die Umwelt belasten. Die zuständige Kreisverwaltung in Eberswalde weist die Vorwürfe allerdings zurück: "Torsten Rahlf hat eine Beurteilung der Emissionen durch ein Fachplanungsbüro durchführen lassen. Alle gesetzlichen Schwellenwerte wurden dabei unterschritten", so Vize-Landrat Carsten Bockhardt.

Landlust - aber nicht bei mir 

Die Kritiker geben sich damit aber nicht geschlagen. Mittlerweile sind sieben Widersprüche beim Landkreis Barnim gegen die Nutzungserlaubnis eingegangen. Gegenwertig werden die Widersprüche bearbeitet und überprüft. Der Flächennutzungsplan kann dabei aus Sicht des Landkreises aber nicht beachtet werden, da er nur eine vorbereitende Planung ist und nicht rechtlich bindend. Zudem machte Vize-Landrat Carsten Bockhardt deutlich: "Ein Dorf ist nun einmal ein Dorf. Man muss damit rechnen, dass es Landwirtschaft gibt."

Auch Landwirt Torsten Rahlf sieht das so. Anderenorts fahren die Berliner in die Biodörfer, um Kuhmist und Schweine zu sehen - vor der eigenen Tür will man das aber nicht haben. "Hier gerade im Speckgürtel um Berlin ist es ein Problem. Da fühlt man sich gleich belästigt, weil beim Bauer der Hahn kräht, aber von irgendwoher muss es ja kommen", so der Mehrower Landwirt.


Anmerkung: Ich habe den Eindruck, der Vizelandrat weiß nicht wovon er spricht!

Schweine in Mehrow (Quelle: rbb/ Björn Haase-Wendt)

1 Kommentar:

  1. Die Leute sollen im Garten sitzen................ Welcher Garten denn???? Dieses Grundstück ist generell unattraktiv. Ein Einfamilienhaus hätte wohl besser gepasst!

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