Mittwoch, 29. April 2015

Kündigungsgrund Nussallergie?

In der Gemeindevertretersitzung am 20.04. meldete sich in der Einwohnerfragestunde Herr Wehrmann (Kästner) zu Wort. Er ging auf die seiner Meinung nach ungerechtfertigte fristlose Kündigung des Betreuungsvertrages seines Sohnes durch die Ahrensfelder Kita und die Folgen für seine Familie ein. In der Debatte darum, gab der Bürgermeister eine Erklärung über den Kündigungsgrund ab. Das Kündigungsschreiben lag den Gemeindevertretern nicht vor!
Eine fachlich fundierte Debatte war den Gemeindevertretern wegen fehlender Qualifikation nicht möglich. So blieb es vor allem bei einer Information!
Frage? Inwiefern ist die Kündigung gerechtfertigt? Ist nach einer sozial verträglichen  und medizinisch machbaren Lösung in ausreichendem Maße gesucht worden?

22.04.2015
Sehr geehrte Gemeindevertreter/innen,

vergangenen Freitag erhielt ich, die bereits am 07.04.2015 durch die Kitaleitung Ahrensfelde ausgesprochene fristlose Kündigung des Betreuungsvertrages meines Sohnes – nun auch schriftlich (die sie anliegend auch erhalten).
Ich bin ausgesprochen enttäuscht, fassungslos, verzweifelt und wütend über die Vorgehensweise seitens der Gemeinde. Der Vertrag wurde gekündigt, weil mein Sohn eine Erdnussallergie hat und im Notfall bei Atemnot Adrenalin verabreicht bekommen müsste, welches sein Leben retten würde. Diesen sogenannten Notfallpen kann mein 3 jähriger Sohn bedienen und keiner der Erzieher sieht sich in der Lage meinen Sohn weiterhin zu betreuen, weil im Fall der Fälle keiner ihm helfen würde. Mein Sohn wird aufgrund einer Nahrungsmittelallergie aus seinem Vertrauen Umfeld gerissen. Er darf die Kita Ahrensfelde nicht mehr betreten. Das ist schon ein Fall von Diskriminierung. Für mich ist es unverständlich, warum mit einem Kind so umgegangen wird. Es heißt in der Begründung es gehört nicht zum Berufsfeld einer Erzieherin/eines Erziehers solche Medikamente zu verabreichen. Ich frage mich, was daran so schwer sein soll, entweder hat ein Kind Atemnot aufgrund einer Allergie oder nicht. Wenn es keine Luft mehr bekommt, ist dieser Pen zu verabreichen. Und bei meinem Sohn steht fest, was die Allergie verursacht. Erdnüsse.
Zur Geschichte: Die Allergie trat erstmals in der Kita Ahrensfelde auf. Ende Februar erhielt mein Sohn in der Kita Erdnussflips (warum und von wem auch immer?). Er reagierte allergisch mit angeschwollenem Gesicht und roten, dicken Augen. Man rief mich auf Arbeit an und schilderte die Situation, sagte dazu es wäre nicht so schlimm. Als ich sagte, dann rufen sie bitte einen Notarzt antwortete man mir: Er hätte ja keine Atemnot. Ich ließ meinen Sohn sofort aus der Kita von seinem Papa abholen. Nach dem ich mit der Kinderärztin, kurz nach dem das Gespräch mit der Kita beendet war, anrief und sie mir sagte, er solle sofort in Krankenhaus, brach ich meinen Dienst ab und fuhr zu meinem Sohn ins Krankenhaus. Dort wurde er behandelt und durfte anschließend nach Hause.
Als ich den nächsten Tag mit der Erzieherin sprach, warum kein Notarzt informiert wurde, erhielt eine unverständliche Antwort.:“ Wer soll denn den Einsatz bezahlen? Glauben Sie er wäre mit dem Krankenwagen mitgefahren?“ Diese Aussagen zeigen mir, dass die Erzieher nicht oder zumindest nicht gut in erster Hilfe ausgebildet sind. Ich war sprachlos.
Der durchgeführte Allergietest bestätigte die Erdnussallergie, Raststufe 2 von 6, wobei 6 die höchste Stufe ist. Daraufhin erhielt die Kita eine ärztliche Bescheinigung wie im Fall eines Notfalls vorzugehen ist. Und kurz darauf wurde mir die fristlose Kündigung ausgesprochen.
Es gibt extra Schulungen für Erzieher/Lehrer wie bei einem anaphylaktischem Schock zu reagieren ist. Meine Kinderärztin bot ebenfalls an die Erzieher entsprechend zu informieren und zu schulen. Dies alle fand kein Gehör. Mein Sohn ist in den Augen der Kita Ahrensfelde ein Problem, mit was man sich nicht auseinander setzen möchte, so sehe ich das. Da ist es doch einfach, das Problem aus der Welt zu räumen, in dem der Betreuungsvertrag gekündigt wird. Kind weg, Problem weg. Wirklich einfach.
Die Antwort der Gemeinde, als ich zur Sprechzeit im Rathaus war, war, dass ich mir eine Tagespflege suchen soll. Sind die Tagesmütter denn besser ausgebildet als die Erzieher? Sind die Erzieher in Ahrensfelde überhaupt erste Hilfetechnisch ausgebildet? Diese Frage muss ich mir stellen. Und zählen Erdnüsse/Erdnussflips zum Grundnahrungsmittel in der Kita. Ich habe meinem Kind sowas nie mitgeschickt. Erhalten hat er dies erstmals in der Kita. Bis zur ersten allg. Reaktion hat mein Sohn alles an Nahrung bekommen, wir haben nie auf irgendwelche Bestandteile geachtet.
Und wird in Zukunft jedes Kind mit einer Allergie der Kita verwiesen? Jetzt beginnt die Bienen uns Wespenzeit. Ich mag gar nicht dran denken, was passiert, wenn ein Kind in der Kita gestochen wird und allergisch reagiert, wenn nicht mal ein Notarzt gerufen wird. Mein Sohn ist nicht der erste Fall und wird auch nicht der letzte sein. Die Allergien nehmen leider zu. Von jetzt auf gleich kann es ihr Kind, ihr Enkelkind treffen und es kann nicht sein, dass ein Kind dafür bestraft wird. Ich bitte Sie dieses Thema aufzugreifen, Lösungen zu finden, denn die Lösung kann nicht sein, dass Kinder ausgeschlossen werden. Das ist traurig, traurig für die Gemeinde.
Mein Sohn wird diese Kita nicht mehr betreten. Aber meine Intention ist es, dass in Zukunft nie wieder ein Elternpaar solch etwas durchmachen zu müssen. So sprachlos, so verzweifelt zu sein, hat niemand verdient.
Zwischenzeitlich erhielt die die Information (so eine Erzieherin), dass es an der Gemeinde liegt, dass mein Sohn nicht mehr betreut werden darf. Und die Gemeinde sagte mir, die Erzieher wollen nicht. Ja was denn nun?
Bitte nehmen Sie sich dem Thema an, diskutieren über mögliche Schulungen im Interesse des am nächsten an einer Allegier leidenden Kindes. Durch die Gesetzesänderung zum 01.08.2013 hat jedes Kind ab einem Jahr einen Rechtanspruch auf einen Betreuungsplatz an seinem Wohnort.

(Bitte informieren Sie auch die Gemeindevertreter, die oben nicht im E-Mailverteiler aufgeführt sind).

Mit freundlichen Grüßen,
Franziska Kästner


23.04.2015
Sehr geehrte Frau Kästner,

Als ein Mediziner in der Gemeindeversammlung und besonders  auch Notdienstbeauftragter der KVBB im Bereich Werneuchen  fühle ich  mich in diesem Fall sehr angesprochen.
Vorausgesetzt die Angaben sind zutreffend sind diese, was das  Rufen des Notarztes anbelangt, so keinesfalls  haltbar.
Erstens kann eine Atemnot immer noch auftreten und wenn dann nicht innerhalb von Minuten ein Notarzt zu Stelle ist kann es zu spät sein, bei einer Zugriffszeit von bis zu  10 min und länger (Soll 8 min, in Ahrensfelde oft länger)  im Barnim ist das nicht auszuschließen. Geschwollene Lippen und/oder  Gesicht sind immer  eine Notsituation, wer da nicht den Notarzt ruft macht sich der unterlassenen Hilfeleistung strafbar, hier scheint ein Schulungsbedarf bei den Erzieherinnen zu bestehen, auch was zweitens die Kosten betrifft. Die werden bei Kindern und allgemein auch sonst immer von den Kassen getragen! Völliger Unfug eine solche Bemerkung!
Außerdem hätte das Kind nach einer Prednisolonspritze vermutlich überhaupt nicht mitgemusst und wenn doch wäre das auch kein „Beinbruch“ gewesen, hätte eine Erzieherin ggf. mitgemusst!
Auch ein Kündigung des Betreuungsvertrages halte ich medizinisch nicht für gerechtfertigt. Sie haben völlig recht, Allergien sind zunehmend und typischerweise treten sie unverhofft oft auch bei bisher Gesunden auf, so gesehen besteht für jedes Kitakind eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit in der Kita eine mehr oder weniger ausgeprägte Allergie zu entwickeln, zumal sich die   Ernährungs- und Umweltsituation von der häuslichen unterscheidet, da kann man per se gleich die KITA ganz schließen, will man ein solches Szenario ausschließen.
Wesentlich leichter lassen sich da bekannte Allergien händeln, einmal durch Vermeidung der Allergene und andererseits durch die Notfallgabe eines entsprechenden dann vorhandenen Gegenmittels.
Angst sollten die Erzieherinnen also vor bis dato unbekannten Allergien haben!
Völlig untauglich ist der Verweis auf eine Tagesmutter. Wie sie richterweise schon vermuteten sind diese für eine solche Situation überhaupt nicht ausgebildet, wie ich als Kreistagsabgeordneter im Sozialausschuss gesehen habe. Die Tagesmütter werden vom Kreis auch nicht auf diesbezüglich medizinische Kenntnisse hin überprüft!
Falls alles zutreffend wie oben geschrieben ist der Fall wirklich „reif für die Presse“, um zukünftig Gefährdungen der Kinder zu vermeiden und eine optimale Betreuung zu gewährleisten!
Zur Fristwahrung rate ich Ihnen zum Widerspruch und ggf. Klage, die Begründung kann dann nachgereicht werden.
Urlaubsbedingt kann ich an der Versammlung im April nicht teilnehmen, werde mich aber in der Sitzung des Hauptausschusses am 4.5. über den Sachstand informieren und dann zur nächsten GV ggf. Anträge einbringen.
Da ich auch erst am 3.5. aus den USA  zurück bin bleibt leider keine Zeit für ein persönliches Gespräch, welches wir aber gerne insbesondere  auch im Zusammenhang mit meiner Funktion als Notdienstbeauftragter nachholen sollten.

Mit freundlichen Grüßen aus Florida
Dr. Loos


23.04.2015
Guten Morgen Herr Dr. Loos,

allein nach dem Schreiben Ihres ersten Satzes hätte Ihnen aus meiner Sicht als
verantwortungsvoll Handelnder (Gemeindevertreter, Arzt) die Einsicht kommen müssen,
erstmal die Gegenseite anzuhören, bevor man hier irgendwelche Schlussfolgerungen zieht.

Anstatt hier mit allen nach Lösungen zu suchen (die wir übrigens in Ihrer Abwesenheit in der
GV am 20.04.2015 ausgiebig diskutiert haben!), holen Sie hier die "Keule" raus und schildern
irgendwelche Szenarien, die Sie weder belegen (haben Sie das Kind gesehen, als es aus
der Kita abgeholt wurde?) können noch das Sie alle Zusammenhänge kennen.

Gern können wir in der nächsten HAS-Sitzung dieses Thema diskutieren - aber bitte unter
Berücksichtigung aller wahrheitsgemäßen Erkenntnisse.

Viele Grüße
Peter Hackbarth
Vorsitzender HAS

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